Helmut Pfleger (* 6. August1943 in Teplitz-Schönau, Sudetenland) ist ein deutscher Schachgroßmeister und Arzt.
Helmut Pfleger ist Sohn des pharmazeutischen Unternehmers Robert Pfleger. Er verbrachte seine Kindheit in Bamberg, studierte dann Medizin und wurde 1971 an der Universität München promoviert. Er war als Internist und Psychotherapeut in München tätig, bis er seine Praxis aus Altersgründen übergab.
Er organisierte über 30 Jahre lang die Ärzte-Schach-Meisterschaften, die meist jährlich stattfanden mit Hunderten von Docs.
Den meisten Schachinteressierten ist er durch seine häufigen Auftritte im Westdeutschen Rundfunk bekannt. Mehrere Jahrzehnte standen die WDR-Sendungen Pflegers für einen Großteil der Schach-Berichterstattung im deutschen Fernsehen. Früher moderierte er Telekollegsendungen im Bayerischen Fernsehen über Chemie, Biologie oder Bewegungstherapie. Schachsendungen moderiert er seit 1977, oft gemeinsam mit Vlastimil Hort. Besonderen Stellenwert hatte dabei Schach der Großmeister von Claus Spahn, die live ausgestrahlte Übertragung der Partie um den Fernsehschachpreis, an der sich seit 1983 bekannte Spieler wie die Schachweltmeister Anatoli Karpow oder Wladimir Kramnik beteiligten. In der letzten Ausgabe am 22. August 2005 standen sich Pfleger und Hort selbst gegenüber und kommentierten für die Zuschauer ihre Züge. Auch moderierte Pfleger Spahns Schachlehrfernsehserie Schach – Zug um Zug.
1963 wurde Pfleger hinter Wolfgang Unzicker punktgleich Zweiter bei der Deutschen Meisterschaft in Bad Pyrmont. 1965 in Bad Aibling gewann er gemeinsam mit Unzicker die Deutsche Meisterschaft. Im gleichen Jahr wurde er Internationaler Meister, den Großmeistertitel errang er 1975. Bis Mitte der 1980er Jahre gehörte er zu den besten deutschen Schachspielern.
Im Jahr 1981 führte er während eines eigens zu diesem Zweck angesetzten Schachturniers in Grünwald sportmedizinische Untersuchungen an den Spielern durch, um zu belegen, dass es sich bei Schach um Leistungssport handelt.
Pfleger publizierte zahlreiche Schachbücher mit wechselnden Co-Autoren, darunter eine Reihe von Werken zu den Schachweltmeisterschaften von 1981 bis 1995. Zusammen mit Eugen Kurz und Gerd Treppner gab er im Jahr 2003 ein vom Deutschen Schachbund empfohlenes Lehrbuch Schach Zug um Zug heraus. In der Wochenzeitung Die Zeit verfasst er schließlich eine beliebte wöchentliche Kolumne zum Thema Schach, die erstmals am 5. November 1982, also vor mehr als vier Jahrzehnten erschien. Regelmäßige Schachkolumnen erscheinen auch im Deutschen Ärzteblatt sowie in der Welt. Außerdem veröffentlichte er für ChessBase drei DVDs Die schönsten Partien der Schachgeschichte sowie zwei DVDs Moderne Klassiker.
Pfleger wird bei der FIDE als inaktiv geführt, da er seit 1999 keine Elo-gewertete Partie mehr gespielt hat.
- Pfleger, Helmut; Kurz, Eugen (1982). Schach: TV-Worldcup ’82 Turnier Der Schachgrossmeister Karpow, Spasski, Timman, Seirawan, Torre, Nunn, Bouaziz, Lobron (in German). Falken-Verlag. ISBN 3806841330.
- Pfleger, Helmut; Darga, Klaus (1983). Die Besten Partien Deutscher Schachgrossmeister: Klaus Darga, Hans-J. Hecht, Robert Hubner, Barbara Hund, Erik Lobron, Helmut Pfleger, Lothar Schmid, Wolfgang Unzicker (in German). Falken. ISBN 3806841217.
- Pfleger, Helmut; Metzing, Horst (1984). Schach: Spiel, Sport, Wissenschaft, Kunst (in German). Hoffmann und Campe. ISBN 3455082289.
- Pfleger, Helmut; Kishon, Ephraim; Weiner, Ossi (1986). Der Schachcomputer: Gegner Und Freund (in German). Nymphenburger. ISBN 3485016969.
- Pfleger, Helmut; Treppner, Gerd (1989). Chess: The Mechanics of the Mind. Trafalgar Square. ISBN 1852231270.
Pfleger ist vielfacher deutscher Nationalspieler. In den Jahren 1968 und 1970 spielte er bei den Mannschaftsweltmeisterschaften der Studenten jeweils am ersten Brett für Deutschland und erreichte 13 Punkte aus 19 Partien.[7] Zwischen 1964 und 1982 nahm er an sieben Schacholympiaden teil und erzielte dabei 54,5 Punkte aus 80 Partien.[8] Als bestes Ergebnis seiner Schachkarriere schätzt er seine 12,5 Punkte aus 15 Partien bei der Schacholympiade 1964 in Tel Aviv-Jaffa ein, bei der die bundesdeutsche Mannschaft einen dritten Platz erreichte und Pfleger selbst das beste Einzelergebnis am vierten Brett erzielte.[9] Bei der Schacholympiade 1974 in Nizza erreichte Pfleger das drittbeste Einzelergebnis am dritten Brett. Außerdem spielte er zwischen 1965 und 1983 bei vier Mannschaftseuropameisterschaften[10] sowie 1985 bei der Mannschaftsweltmeisterschaft.[11]
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